Licimi.
Flut. Pomp. 52. Crass. 15 ff. Caes. b. g. 4,
1. Dio Cass. 39, 31 ff. Cic. div. 2, 40, 81. Er begab sich daher noch vor Ablauf feines Konsulats nach Syrien, ging über den Euphrat, unterwarf Mesopotamien und zog darauf gegen Selenkia. Im I. 54 erneuerte er den Krieg, ging abermals über den Euphrat und ließ sich von den ihn umschwärmenden Parthern in die Wüste locken. Flut. Crass. 21. Tac. cinn. 6, 42. Ihren heranrückenden Feldherrn Snrena griff er an, wurde aber geschlagen und hatte dabei den Tod seines jüngern Sohnes zu betrauern. Ans dem Rückzüge wurde er bei Carrhä augegriffen, geschlagen und von den Parthern, als er zum Zwecke der Verhandlung sich vom Lager zu weit entfernt hatte, niedergehauen, am 8. Juni 53. Flut. Crass. 25—31. Just. 42, 4. Caes. b. c. 3, 31. Mit ihm fand der größte Theil des römischen Heeres den Untergang. Crassus hinterließ den Ruf eines habsüchtigen Mannes. Schon frühzeitig, in den Proskriptionen, hatte er den Grund zu seinem nachherigen, sprichwörtlich gewordenen Reichthume gelegt, welchen zu vergrößern ihm jedes Mittel recht war. Flut. Crass.
2. Cic. off. 1, 30. sin. 2, 18, 57. Der Ruf seiner Habsucht war sogar zu deu Parthern gedrungen. Weit an Klugheit und Charakterstärke hinter seinen Nebenbuhlern Cäsar und Pompejus zurückstehend, trachtete er doch nach hohen Dingen und war eifersüchtig und empfindlich. — Seine Söhne waren: 17) M. Lic. Crass. Dives, der Cäsar als. Quästor nach Gallien begleitete und später das cisalpiuische Gallien verwaltete. Caes. b. g. 5, 46. 6, 6. — 18) P. Lic. Crass. Dives, der jüngere Bruder des vorigen, Legat Cäsars in Gallien, wo er sich als tüchtigen Feld Herrn zeigte. Caes. b. g. 2, 34. 3, 20 ff. Mit einer Schaar gallischer Reiter nahm er am Zuge gegen die Parther Theil, auf welchem er im I. 54 seinen Tod sand. Flut. Crass. 17. Mit Cicero war er stets sehr befreundet gewesen. Aus Ciceros Aeußerungen, der seine Beredsamkeit, seine Kenntnisse und seine Tüchtigkeit rühmt (Cic. ad fam. 5, 8. 13, 46. Flut. Crass. 13. 23.), ist zu schließen, daß er in Allem das Gegentheil von seinem Vater war. Cic. Brut. 81. — 19) M. Lic. Crass. Mncianus, aus der Familie der Mucier, adoptirt von einem Licinins Crassus, verwaltete Syrien sehr tüchtig von Claudius an: bis zum Tode des Galba. Besonders thätig war er für die Erhebung des Vespasian aus den Thron. Tac. hist. 1, 10. 76. 80. Suet. Vesp. 6. Dieser sandte ihn nach Italien, welches er für den neuen Kaiser gewann, und wo er nach des Vitellius Tode in Verbindung tnil Domitian die Regierung bis zur Ankunft des Vespasian führte. Tac. hist. 2, 95. 4,11. 39. l)io Cass. 66, 2. Seitdem lebte er sehr zurückgezogen und widmete feine Muße schriftstellerischer Thätigkeit, besonders in der Geographie und Naturgeschichte. Plin. 5,9.36. 7,50. Er hatte auch Reden und andere Urkunden aus der republikanischen Zeit gesammelt. Tac. dial. 37. Monogr. von L. Brunn (1870.) - C) Luculli, deren bekannteste Mitglieder folgende find: l) C. Lic. Lucullus, Volkstribun in den Jahren 197 und 196 v. C. Li». 33, 42. — 2) L. Lic. Luc., Consnl im I. 151 (Cic. Brut. 21, 81.),- besiegte in Hifpanien mehrere aufrührerische Völkerschaften.
Real-Lexikon des clafj, Alterthums. 5. Aufl.
657
Liv. ep. 48. — 3) L. Lic. Luc., bekämpfte im I. 102 als Proprätor die Sklaven auf Sicilien, erlitt aber von ihnen, nach anfangs glücklichen Erfolgen, eine Niederlage. Nach Rom zurückgekehrt, wurde er, des Unterschieds angeklagt und überwiesen, mit Verbannung bestraft. Flor.
3, 19, 11. Cic. Verr. 4, 66. Flut. Luc. 1. — (Sein ältester Sohu ist 4) L. Lic. Luc., geboren vor 106 v. C., trat zuerst mit einer Klage gegen den Servilins, den Urheber der Verbannung seines Vaters, auf, ohne jedoch feine Klage durchzubringen. Flut. Luc. 1. Im Kriege gegen die Bundesgenossen sowol als gegen den Mithridates zeichnete er sich aus, und besonders in letzterem legte er den Grnnd zu seinem späteren Ruhme, indem er im I. 87 (als er etwa 21 Jahre alt war) die von jenem Könige besetzten Inseln und Städte an der Küste Asiens einnahm und dessen Flotte besiegte. Flut. Luc. 3. Im I. 79 wurde er Aedil und gab als solcher glänz».. >e Spiele, im I. 77 Prätor, 74 Consnl. Alc Mandates den Krieg erneuerte, erhielt L. deu Oberbefehl gegen ihn, schlug ihn bei ^''zikos, gewann eine Seeschlacht bei Lesbos (7"N . ! g im Ver-
lause der nächsten Jahre du,: Milhrldates dergestalt, daß derselbe zu Tigranes von Armenien flüchten mußte, welcher Me Auslieferung seines Schwiegervaters Mithritmu Verweigerte (69 v. C.). Cic. off'. 2,16. Flut. Luc. 5. 9. 20. Jkmv. 20. L. zog in überraschender Eile gegen Armenien, siegle über beide Könige bei Tigranokerta und daraus bei Artajata, mußte sich aber wegen Unzufriedenheit des Heeres, welches wegen der schlimmen Jahreszeit und der Beschwerden der Feldzüge seine Entlassung sortierte, nach Nisibis zurückziehen und daselbst überwintern. Darüber gelang es dem Mithribates, ein römisches Corps bei Zeta zu besiegen. Flut. Luc. 35 f. Bio Cass. 34, 17 f. 35, 2. Ein armenisches Heer rückte ihm zu Hülfe, und L. konnte nichts unternehmen, ba einige Legionen entschieben den Dienst verweigerten, inbem sie ihm vorwarfen, daß er sich allein bereichere und sie leer ausgingen. Im I. 66 würde ihm Pompejus zum Nachfolger gegeben, der sogar seinen Triumph, der erst im I. 63 statt saub, zu Hinbern suchte. Dafür trat L. chm später als Haupt des Abels entgegen. Er starb, in Wahnsinn gefallen, im I. 56, dem öffentlichen Leben bereits feit längerer Zeit entfremdet. Flut. Luc. 43. Veil. Pat. 2, 49. L. war milbe und ebel von Charakter, was er besonbers in Asien bewies, wo er die Leiben des Krieges und bessen Lasten den Bewohnern nach Kräften zu erleichtern suchte. Beim Heere, welches ihm vornehmes Wesen vorwars, war er wenig beliebt; gegen Feinde und Widersacher zeigte er sich miibe und versöhnlich. Er war sehr reich, so daß sein Reichtyurn, wie beim Crassus, fast zum Sprichwort würde. Rom, wo er prachtvoll wie ein Fürst lebte, schmückte er durch die berühmt geworbenen Gärten des Lucull (Flut. Luc. 39.) und durch glänzende Paläste, in benen er sich und feinen Freunben den Aufenthalt durch Bücherfammlungen und Kunstfchätze angenehm zu machen suchte (vgl. über feinen Charakter Cic. acad. 2, 1. Flut. Luc. 1, 19.; über feinen Reichthum Flut. Luc. 38. Pomp. 48.). Er förderte und schützte Gelehrte wie Künstler, z. B,
42
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Extrahierte Personennamen: Dio_Cass Carrhä Cäsar Cäsar Cäsars Ciceros_Aeußerungen Claudius Domitian L._Brunn C._Li» Mithritmu L.
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Mesopotamien Gallien Gallien Gallien Galba Italien Hifpanien Sicilien Rom Asiens Lesbos Armenien Armenien Tigranokerta Artajata Nisibis Asien Rom
193
Er führt viel Erde und Schlamm mit sich, und sein Wasserspiegel soll an
einigen Stellen 40' über das anliegende Land sich erheben. Sein gelbes
Wasser färbt den Ocean bei der Mündung, und verleiht jener Bucht den
bekannten Namen. Er fi'chrt so viel Erde mit sich, daß er in einem Zeit-
raume von 24,000 Jahren, angenommen die mittlere Tiefe des gelben Mee-
res betrage 120 Fuß, dasselbe ausfüllen wird. Die Länge des Stromes
gibt man auf 570 M. an.
4) Der Aantsekiang oder blaue Fluß entspringt westlich vom Hoangho,
durchbricht den Siveschan, und eilt in einem nach S. gerichteten Bogen durch
das chinesische Tiefland dem Meere zu. Er ist jedenfalls der breiteste Strom
Asiens; nur der Missisippi und der Marannon in Amerika übertreffen ihn
an Größe. Die Stromlänge des Aantsekiang wird auf 750 Meilen, sein
Stromgebiet auf 54,000 Q.-M. angegeben. In seinem Unterlaufe durch-
fließt er die Seebeckendes Tungting- und Poyangsee; von Nanking an ist
seine Wasserfläche fast unübersehbar. Bon ihm sagt man: „Grundlos ist
der Kiang, grenzenlos der Ocean." 100 Meilen stromaufwärts dringt die
Wirkung der Ebbe und Fluth. Tausende von Schiffen befahren den insel-
reichen Strom; eine zahlreich bevölkerte Masse von Dörfern, Städten und
Landhäusern schmücken seine Ufer.
Das chinesische Strom-Zwillingspaar ist durch den sogenannten Kaiser-
kanal mit einander verbunden; derselbe beginnt bei Hangtscheu-fu und führt
nach Peking (210 M. lang, 200 — 1000 Fuß breit). Eine Menge von
Nebenkanälen münden in ihn.
Iii. Das Gebiet des indischen Dceans.
1) Der Sikiang oder Tigerfluß entspringt im chinesischen Alpenlande
Mnnan und mündet unterhalb Canton in einem vielarmigen Delta in den
„Tigerrachen" (Bocca Tigris).
2) Die 4 hinterindischen Ströme Maykaung, Meuam, Thaluayn und
Jrawaddi laufen parallel mit einander von N. nach S. in einer Größe und
Breite, wie wenige Ströme auf Halbinseln. Sie fallen in vielarmigen Deltas
in verschiedene Meerbusen, erhöhen durch ihre Ueberschwemmungen die
Fruchtbarkeit des anliegenden Tieflandes, und sind durch eine unbeschreibliche
Menge von Stromspaltungen ausgezeichnet (Berghaus phys. Atlas I. 2, 9).
3) Der Brahmaputra oder Burremputr ist im Oberlaufe noch nicht
ganz genau bekannt; sein Oberlauf soll der Zara-Dzangbotsiu*) sein, wel-
cher den Himalaya durchbricht. Er fällt in mehreren Armen, von denen
die bedeutendsten mit dem Ganges sich vereinigen, in den bengalischen Golf.
4) Der Ganges, der heilige Strom der Inder, bildet mit dem Burrem-
putr ein Zwillingsstromsystem. Er entspringt in einer Höhe von 13,000'
in 3 Duellen aus dem Himalaya, den er durchbricht. In seinem Mittel-
läufe spaltet er sich oft, bildet zahlreiche Inseln, und fällt endlich in einem
trägen Unterlauf und vielarmigen Delta (§78, Iv.) ins Meer. Der
westlichste Arm ist der Hugly, woran Calkutta liegt, und der östlichste der
*) Andere halten ihn für den Oberlauf des Jrawaddi.
Cassian, Geographie. 4. Aufl.
13
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Extrahierte Personennamen: Berghaus Atlas_I. Iv. Calkutta Cassian
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Amerika Nanking Peking Mnnan Meuam Himalaya
195
den durch seine Krümmungen bekannten Mäander; an der Nordkiiste den
Granikus (Sieg Alexanders d. Gr. über Darms 333 v. Chr.).
2) Der Kisil Jrmak, der Halys, entspringt am Südrande Kleinasiens,
und fließt in einem Bogen in's schwarze Meer.
3) Der Kuban entspringt im Kaukasus unweit des Elburs, theilt sich
vor seiner Mündung in zwei Arme und fällt durch den nördlichen in's
asow'sche, den andern ins schwarze Meer.
V. Die Stepp enflü sie und Binnenseen von Asien.
1) Der Kaspi-See (8413 Q.-M.), von welchem wir schon oben Seite
52 geredet haben, gehört theils zu Europa, theils zu Asien. Er liegt
zwischen 75 Fuß und 95 Fuß unter dem Spiegel des schwarzen Meeres
und erschwert durch Untiefen, Mangel an Landungsplätzen, heftige Stürme
die Schifffahrt. Von Asien her fallen ins kaspische Meer: a. das Strom-
Zwillingspaar Kur und Aras (Cyrus und Araxes). Die Sandstürme
sollen auch dem Aras eine andere Richtung vorgeschrieben haben; er floß
früher in den Kaspi-See, jetzt vermag er den See nicht mehr zu erreichen
und fällt in den Kur, welcher ihn zum Kaspi-See führt; b. der Terck vom
Elburs; c. die Wolga und der Ural.
2) Der Aral-See (1267 Q.-M.) ist nach dem Kaspi-See der größte See
der Erde, wird von jenem durch den 500' hohen wilden Truchmenen Isth-
mus getrennt, und liegt 25' über dem Meere. Er nimmt ebenfalls zwei
Doppelströme auf, den Amu Darja I (Gihon) und den Sir Darja (Schon).
Der Amu entsteht im turkestanischen Alpenlande und durchfließt das tiefe
Turan; schon 60 Meilen vor seiner Mündung spaltet er sich in mehrere
Arme, welche man zur Bewässerung des Landes so ausbeutet, daß der Strom
nur mit einem Arme den See erreicht. Er fällt von feiner Quelle bis zur
Mündung über 12,000'. Der Schon der Jaxartes, im Unterlaufe Sir
Darja, entfließt dem Mus Tagh, durchfließt Khokand und das wüste Turan,
und mündet in einem Delta in den See.
3) Der Balkasch am Westabhange des östlichen Hochasiens hat salziges
Wasser, wie der Kaspi- und Aral-See, und nimmt den Jli von Thianschan
auf. Er nimmt einen Flächenraum von über 400 Q.-M. ein.
4) Der Loop Noor (400 N. B.) nimmt den 300 Stunden langen
Tarim in der hohen Tartarei auf. Er hat ebenfalls salziges Wasser.
5) Der Zahreh-See, mit bitterem Wasser, liegt auf dem Plateau von
Iran, und nimmt den Hilmend vom Paropamisus auf. Vom Zahreh-See
bis zum Meere zieht sich durch ganz Beludschistan 200 M. weit ein trocknes
Flußbett, welches man für die ehemalige Fortsetzung des Hilmend hält.
6) Die Seen von Urumia und Van, beide mit salzigem Wasser, liegen
auf der Hochfläche von Vorderasien, und sind ohne sichtbaren Abfluß zum
Meere.
7) Das todte Meer (24 Q.-M.) hat helles, klares Wasser, welches
reichlich mit Bittersalz gesättigt ist. Der See und seine Umgebungen tragen
9 Darja heißt Fluß.
13*
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Kisil_Jrmak Kuban Cyrus Cyrus Darja Darja Sir
Darja Urumia
Extrahierte Ortsnamen: Alexanders Südrande_Kleinasiens Kaukasus Asien Europa Asien Hochasiens Hilmend Vorderasien
Auch an Mineralien aller Art hat das deutsche Bergland außer den
Alpen nicht unbedeutende Schätze. Gold findet sich wenig vor; bedeutender
schon ist der Bau auf Silber im Erzgebirg, im Harz, in Schlesien rc. Eisen,
Blei, Kupfer, wird an vielen Orten gewonnen, Quecksilber nur (die Gruben
von Idria gehören zum Alpenland) bei Zweibrücken im Gebiete der Saar.
Bedeutende Salzquellen und Salinen finden sich in Lüneburg, Halle, Staß-
furt, Kissingen, Nauheim, Karlsbad rc.; Steinsalz bei Wimpfen am Neckar
und in Oesterreich. Torf, Braun- und Steinkohlen finden sich in den meisten
Gegenden des deutschen Mittelgebirges, insbesondere an der Sieg, Ruhr,
Saar, in Schlesien, Böhmen und Mähren. Kein Land Europas hat so viel
und bedeutende Gesundbrunnen wie das deutsche Mittelgebirgsland. Die wich-
tigsten sind: Baden-Baden, Wiesbaden, Ems, Nauheim, Homburg, Kissingen,
Brückenau, Pyrmont, Aachen; die böhmischen Bäder: Eger, Karlsbad, Töplitz,
Franzensbrunn rc.
3. Das deutsche Tiefland liegt größtentheils innerhalb des kontinentalen
Dreiecks, und umfaßt von den in der Uebersicht mitgetheilten Tiefländern das
norddeutsche, das mittelrheinische und das österreichische.
Das norddeutsche Tiefland ist als eine Fortsetzung des russischen zu be-
trachten, und hat mit demselben namentlich die unbedeutende nördliche Land-
höhe und den großen Reichthum an Binnenseen gemein. In seinem west-
lichen Theile zwischen Ems und Rhein heißt es gewöhnlich das niederrhei-
nische Tiefland. Die Halbinseln Jütland und Holland gehören demnach zum
norddeutschen Tieflande. Dieses ist fast in allen seinen Theilen mit üppigen
Feldern, Wiesen und Wäldern bedeckt; die an die Ostsee grenzenden Gemar-
kungen liefern so ergiebige Getreideernten, daß von da Kornausfuhr in ärmere
Länder und Gegenden stattfinden kann. Eigentlich öde Strecken sind im nord-
deutschen Tiefland nicht vorhanden; nur die Lüneburger Heide und die Moor-
gruben im Westen, insbesondere das Burtanger Moor, sind theilweise auszu-
nehmen. Ebenso ist das Geestland (trocknes Land) an den Meeresküsten zum
Theil unfruchtbar, sehr ergiebig aber das Marschland. (Vergl. § 58. V.)
Das Tiefland des Mittelrheins beginnt unterhalb Basel, und endet bei
Mainz; es ist ganz vom Bergland eingeschlossen, und nimmt eine Breite
von 3 bis 4 Meilen ein. Es ist eine herrliche Culturebene, in welcher
die Wellen des Rheins in grauer Vorzeit einen Binnensee gebildet hatten.
Die österreichische Tiefebene mit dem Marchfelde liegt zu beiden Seiten
der Donau, und ist ebenfalls von allen Seiten theils von den Alpen,,
theils vom Mittelgebirgslande eingeschlossen. Das Land ist wohl angebautes
Garten- und Ackerfeld, das Marchfeld sogar ein kornreiches Gelände. Durch
das Donauthal steht sie mit den ungarischen Ebenen in Verbindung.
8 42.
Das ungarische Mittelgebirgs- und Tiefland.
1. Das ungarische Mittelgebirge wird gewöhnlich unter dem Namen der
Karpathen und des Hochlandes von Siebenbürgen verstanden. Die Karpa-
then reichen von der Quelle der Oder bis zu der der Theiß. Es ist
ein waldreiches Gebirge, welches aus mehreren Gruppen besteht, und in der
hohen Tatra an der Quelle der Waag bis in die Region der Gletscher
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Extrahierte Ortsnamen: Erzgebirg Schlesien Lüneburg Kissingen Nauheim Karlsbad Oesterreich Saar Schlesien Europas Baden-Baden Wiesbaden Nauheim Homburg Kissingen Brückenau Aachen Eger Karlsbad Rhein Jütland Holland Ostsee Heide Basel Mainz Rheins Donau
32
(81000 hinaufreicht. Südlich der hohen Tatra liegt das ungarische Erz-
gebirge mit weiten blühenden^Thalgeländen. Wie der Name andeutet, bietet
es dem Bergmann reichlich Stoff zur Ausbeute. (Kremnitz und Schemnitz.)
Nördlick der hohen Tatra liegen die reichhaltigen Salzbergwerke von Boch-
nia und Wieliczka. Das Hochland von Siebenbürgen ist ein 1200' hohes
Plateau, welches die Gestalt eines Vierecks hat, und an seinen 4 Seiten
von Randgebirgen eingeschlossen ist. Den Süd- und Ostrand bilden die
transsylvanischen Alpen, den West- und Nordrand das siebenbürgische Erz-
gebirge. Ssamos, Maros und Aluta durchbrechen den Nord-, West- und
Südrand des Plateaus, welcher im Süden zur walachischen Tiefebene sich
herabsenkt. Einzig der Ostrand ist nicht durchbrochen und ohne Pässe; seine
Gipfel sind den größten Theil des Jahres mit Schnee bedeckt (8 — 90000.
2. Das ungarische Tiefland zerfallt in zwei größere Abtheilungen, in
das kleinere oberungarische und das große unterungarische. Die oberunga-
rische Tiefebene liegt zu beiden Seiten der Donau, und wird von den Aus-
läufern der Alpen und der Karpathen eingeengt. Sie scheint früher ein
großer Binnensee gewesen zu sein, bis sich die Donau einen Durchbruch
bahnte. Der seichte Neusiedlersee scheint ein Ueberrest jener Zeit zu sein.
Das Land ist sehr fruchtbar und wie ein Garten mit Aeckern, Bäumen,
Obst und Wein wohlbepflanzt. Sehr üppig ist die Vegetation auf den
Donauinseln und insbesondere auf der Insel Schütt. Unterhalb des Strom-
durchbruchs bei Waizen öffnet sich die zehnmal größere unterungarische Tief-
ebene, welche, wenn wir nach dem tiefen Plattensee schließen dürfen, ebenfalls
in grauer Vorzeit ein gewaltiges Seebecken war. Die Donau scheidet sie
in 2 ungleiche Hälften, von denen die westliche neben wenigem Sumpf- und
Steppenland in wellenförmiger Erhebung und Senkung reiche Getreidefluren,
Weinberge, Wälder und Wiesen darbietet. Die östliche Hälfte dagegen ist
völlig eben, hat unübersehbare Steppen, Moore, Flugsandstrecken, dann
wieder arme, traurige Haidestrecken neben fruchtbaren Aeckern, Weinhügeln,
Tabaksfeldern rc. Die menschlichen Wohnplätze sind weitläufig von einan-
der angelegt und treten mehr in Form von Meierhöfen und Nachbarschaften
als in der von Städten und Dörfern auf.
8 43.
Die farmatische Tiefebene,
auch russische oder skythische genannt, ist das große Tiefland, welches den
ganzen Osten Europa's einnimmt und, wie bemerkt, sich im Westen durch
die norddeutsche Tiefebene bis zu den Halbinseln Jütland und Nordholland
fortsetzt. Es enthält keine Gebirge, sondern nur wellenförmige Ebenen, auf
denen sich Hügelreihen von 1000 — 1900' ausdehnen. Das Tiefland ist
gut bewässert, theilweise angebaut und ziemlich ergiebig. Nur im nördlichen
und südöstlichen Theile dehnen sich große Steppen aus. Das nördliche
Steppenland bedecken die Tundra, ungeheure mit Moos besetzte Sumpf-
flächen, welche den größten Theil des Jahres mit Eis belegt sind; dies ist
auch auf Kola, der lappischen Halbinsel, der Fall. Das Land am Unter-
laufe der Wolga ist eine salzige Sandstrecke, welche ein alter Meeresgrund
gewesen zu sein scheint. Daffir spricht insbesondere die Lage des größten
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33
Pinnenmeeres der Welt, des Kaspi-Sees (8413 Q.-M.), welcher fast 79'
unter dem Spiegel des schwarzen Meeres liegt, salziges Wasser enthält und
Seethiere und Seepflanzen ernährt. Im Osten scheidet der Ural, ein Ge-
birge, das den Meridianen nach von N. nach S. streicht, das große Tief-
land Europa's von Asien. Vom Ural aus ziehen auch jene einzigen Er-
hebungen (Uwalli sagen die Russen) durch die Tiefebene. Die nördliche
beginnt am Ural, streicht durch die russische und norddeutsche Tiefebene bis
in die jütische Halbinsel, wo sie sich vollständig herabsenkt. Man nennt sie
gewöhnlich die uralisch - baltische Landhöhe; sie bildet zugleich theilweise die
Wasserscheide zwischen dem nördlichen Eismeer und der Ostsee einerseits, und
dem schwarzen und kaspischen Meere andererseits. Der südliche Landrücken,
der uralisch-karpathische Höbenzug, reicht vom Ural bis zu den nördlichen
Vorhöhen der Karpathen. In der südlichen Landhöhe erreicht der Obt-r
schei Syrt die Höhe von 500', die Lvsa Gora im südlichen Polen
1800'; in der nördlichen sind das Waldai-Gebirge und der Wolchonski-
Wald Höhen von 880'. Nur die nördliche Landhöhe trägt unzählige fisch-
reiche Seen auf ihrem Rücken, die südliche nicht. Das Land zwischen den
beiden Landhöhen ist theils angebaut, theils noch mit mächtigen Waldungen
bedeckt.
Das Klima der ungeheuren Tiefebene ist wegen der großen Ausdeh-
nung nach N. und S., O. und W. sehr verschieden. Vis zum 50? N. B.
findet man die 4 Jahreszeiten, angenehmen Frühling und Herbst, dürren,
heißen Sommer, kurzen, strengen Winter. Oel und Südfrüchte kommen
auf der Südseite der Krim zur Reife, der Weinstock gedeiht bis zum 48?
und 49°. Zwischen dem 50? und 60? findet man einen heißen Som-
mer und strengen Winter. In diesen Gegenden wird vorzugsweise Ge-
treide gebaut. Nördlich vom 60? finden wir eine mächtige Hitze im
Sommer und eine schauderhafte Kälte im Winter, vor der das Quecksilber
erstarren muß (— 32° R.). Während im Süden der längste Tag 15
Stunden zählt, dauert er auf der Nordküste der Halbinsel Kola 2 Mo-
nate. Unter allen Verhältnissen ist das russische Tiefland kälter als alle
anderen europäischen Staaten, selbst wenn diese auf gleichen Breitegraden
liegen (§ 80 A.).
8 44.
Das Hoch« und Tiefland außerhalb des kontinentalen Dreiecks.
1. Die Dodenbrschassenheit der pyrenäischen Halbinsel.
Auf den drei südeuropäischen Halbinseln ist das Bergland vorherrschend.
Betrachten wir die westlichste, die pyrenäische (auch iberische und spanische
genannt), so haben wir daselbst eigentlich nur 3 größere Tiefebenen, näm-
lich : 1) das Tiefland von Arragonien am Ebro; 2) das von Andalusien
am Guadalquivir; 3) das von Estremadura am unteren Tajo. Andere
lkeinere tiefliegende Landstrecken sind nur an der Meeresküste zu finden, z. B.
an der Westküste die Haiden von Baira (zwischen 40° und 41° 9t. B.);
ferner die Hügellandschaften von Murcia und Valencia an der Ostkiiste.
Cassiail, Geographie. 4. Aufl. •>
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Baira
Extrahierte Ortsnamen: Asien Ostsee Polen Andalusien Murcia Valencia
368
auf den Boden, das andere hoch über denselben, so wird die ansströmende
warme Lust die eine Kerzenslamme nach dem kalten, die einströmende kalte
Lust aber die Flamme am Boden nach dem warmen Zimmer treiben.
Wo die Temperatur neben und über einander gelagerter Luftschichten
ausgeglichen ist, muß eine momentane Windstille eintreten. Diese ist ent-
weder von längerer oder kürzerer Dauer, und wenn sie auch an einigen
Orten wochenlang anhält, so tritt doch zuletzt eine Verschiedenheit der Lust-
temperatur ein: es entsteht Wind.
Die Winde sind je nach den Erdräumen, über welche sie wehen, von
verschiedener Beschaffenheit; wenn sie über ausgedehnte, ebene Flächen ge-
langen, so werden sie trocken; wenn sie mit großen Sumpf- und Wasser-
flächen in Verbindung kommen, müssen sie feucht und regnerisch, wenn sie
brennende Sandwüsten *) oder mächtige Schnee- und Eisfelder durchfegt
haben, müssen sie heiß und kalt zu uns heranwehen.
In Bezug auf die Richtung, aus welcher die Winde wehen, theilt
man sie in Nord-, Ost-, Süd-, West-Winde rc. Man unterscheidet nach
den 32 Abtheilungen der Windrose 32 Winde; daß in verschiedenen Luft-
schichten verschiedene Luftströmungen möglich sind, können wir an dem Zuge
der Wolken deutlich bemerken.
Nach der Geschwindigkeit theilt man die Winde in leichte Winde oder
Brisen (engl. breezes), welche in einer Sekunde 5— 20' zurücklegen;
starke Winde mit einer Geschwindigkeit von 25—40', Stürme mit 50—60'
Schnelligkeit; arge Stürme (60—70') und Orkane von 100—150'. Or-
kane von mehr als 100' Geschwindigkeit, was in einer Stunde 24 Meilen
ausmachen würde, kommen fast nur in der tropischen Zone vor. Namentlich
sind diese auf den Antillen und in der Nähe der Maskareneu sehr häufig
und für die Schifffahrt von der größten Gefahr. An den englischen und
norddeutschen Küsten hat man jetzt Vorkehrungen getroffen, welche es möglich
machen, eingetretene Stürme fernen Gegenden zu signalisiren.
Im Allgemeinen sind die Winde innerhalb der Tropen viel regel-.
mäßiger, als in höheren Breiten. Zu den regelmäßigen Winden zählt
man: 1) die Land- und Seewinde; 2) die Passate; 3) die Monsune oder
Moussons.
Die Land- und Seewinde bestätigen am besten die oben gegebene Er-
klärung von der Entstehung der Winde. An der Meeresküste tropischer
Länder herrscht gewöhnlich nach Sonnenaufgang völlige Windstille. Gegen
9 Uhr erhebt sich vom Meere ein leichter Seewind, welcher mit zunehmender
Tageshitze auf dem Lande stärker wird und zwischen 2 und 3 Uhr Nach-
mittags seine größte Stärke und Ausdehnung nach dem Meere erlangt.
Mit dem neuen Tage beginnt die gleiche Erscheinung und der gleiche Wechsel,
wenn das klare, heitere Wetter nicht in Regen und Nebel umschlägt. Der
Grund dieser Erscheinung ist einfach folgender. Die Luft über dem Lande
und dem Meere wird durch die Sonne ungleich erwärmt. Das Land nimmt
die Sonnenstrahlen leichter auf und strahlt die Wärme wieder aus; das
Wasser bindet oder verschluckt sie. Wenn nun die erwärmten Luftschichten
*) Den über Afrikas Sandwüste entstehenden Glühwind fürchtet man; er heißt
bald Samum, Chamsin, Harmattan oder in Südeuropa Sirocko, Solano und Föhn.
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gewissermassen auf. Da nun der Mond wegen der von W. nach O. er-
folgenden Erdrotation sich von O. nach W. um die Erde und über dem
Weltmeer bewegt, so müssen auch die Fluthwellen ihm folgen in seinem Gange
von O. nach W. Die Fluth ist aber keine Strömung, welche die Erde in
24 St. 50 Min. umrauscht, sondern das Wasser bewegt sich, wie bei der
Wellenbildung überhaupt, auf und nieder; erst am Strande fließt die höhere
Welle dem Gesetze der Schwere gemäß über. Wenn die Erdoberfläche nur
aus Wasser bestände, so würde die Fortpflanzung der Fluthwellen eine regel-
mäßige sein; die Felsklippen, Inseln und Continente, welche aber allenthalben
den Fluthwellen hindernd und störend entgegentreten, machen dies geradezu
unmöglich.
Auf der dem Monde abgewandten Halbkugel wird aber zur gleichen
Zeit, wo der Mond die Anschwellung des Meeres bewirkte, eine Fluthwelle
aus einem andern Grunde gebildet. Der Mittelpunkt der Erde wird vom
Monde schwächer angezogen, als ihre Oberfläche. Die Oberfläche der ab-
gewandten Halbkugel ist noch weiter vom Monde entfernt, und es wird ihr
Wasser noch weniger zum Mond hingezogen; die Oberfläche des Weltmeers
bleibt in dieser Richtung zurück, d. h. das Wasser steigt ebenfalls. Zu
beiden Seiten der Fluth endlich befindet sich das bei jeder Wellenbewegung
bildende Thal — dort ist Ebbe.
Aber auch die Sonne wirkt ähnlich wie der Mond auf das Weltmeer,
nur wegen der bedeutend größern Entfernung viel schwächer; so daß die
Kraft des Mondes in der Erregung der Fluthwellen die der Sonne dreimal
übertrifft. Es folgt aber hieraus, daß das Zusammenwirken beider Himmels-
körper zur Zeit des Neu- und Vollmonds hohe Fluthwellen hervorruft
(Springfluthen), niedrige dagegen zur Zeit des ersten und letzten Viertels
(Nippfluthen). Diese können noch um so bedeutender werden, je nachdem
der eine oder andere Himmelskörper oder beide zugleich sich in der Erdnähe
befinden und endlich noch, wenn die Sonne in den Äquinoktialpunkten anlangt.
Die Zeit der Fluth fällt mit der Zeit des Monddurchgangs durch den
Meridian nicht zusammen; denn das Wasser fährt fort zu steigen, wenn es
einmal in Bewegung gesetzt ist, und wenn schon die größte Kraft des Mondes
nachher auf eine andere Stelle hebend wirkt, so dauert doch am ersten
Punkte seine Wirkung noch fort. So wie es 2 Fluthen giebt, die eine
an dem am Mond nächst gelegenen Orte, die andere am entgegengesetzten,
so muß es auch 2 Ebben geben, welche dann eintreten, wenn der Ort um
90° von jenen Fluthstellen entfernt ist. Außer dieser Unregelmäßigkeit der
Gezeiten giebt es noch andere, welche durch Sandbänke und vorspringende
Landstrecken verursacht werden. Im freien Ocean schwillt die Fluth nur
1 bis 3', an den Küsten viel höher, z. B. im Busen von Bristol und bei
St. Malo in der Bretagne über 40', während sie am Hauptbildungspunkt,
im stillen Ocean am Gestade vieler Inseln, nur eine Höhe von 2' erreicht.
Auch der Wind kann das Steigen der Fluth je nach Umständen vermehren
oder vermindern. In geschlossenen Meeren, z. B. in der Ostsee und dem
schwarzen Meere, wird so zu sagen nichts von Ebbe und Fluth verspürt.
Im vorderen Theile des Mittelmeeres beträgt sie kaum 1', im adria-
tifchen und levantischen Meere oft 4'. An der Küste von Neu-Schottland
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386
er berechnen kann, um welche Zeit er, von der Fluth begünstigt, in einen
seichteren Hafen, in welchem Ebbe und Fluth stark auftreten, einzulaufen habe.
Die dritte Bewegung des Wassers, welche wir gesondert betrachten
müssen, sind die Meeresströmungen. Man versteht darunter nicht das bloße
Vorwärtswogen der Wellen oder eine vom Sturme bewirkte Aufregung des
Meeres, sondern wirklich sehr breite Ströme im Ocean, welche an gewissen
Stellen des Meeres theils beständig, theils periodisch nach bestimmten Rich-
tungen streichen. Sie haben verschiedene Temperatur und größere oder
kleinere Geschwindigkeit, und es ist möglich, daß wer genau auf der Grenze
eines Meeresstroms fährt, z. B. des Golfstroms, die Hand rechts aus dem
Boote in warmes, links in kaltes Wasser oder umgekehrt tauchen kann.
Wir wollen die wichtigsten Strömungen nach den Oceanen kennen lernen
und dann den Ursachen nachspüren, durch welche sie hervorgerufen werden.
a. Das nördliche Eismeer, welches wegen seiner Eismassen,' seines
rauhen Klima's und der gefährlichen Nebel und Schneestürme der Schiff-
fahrt bedeutende, an einigen Küsten unbesiegbare*) Hindernisse entgegensetzt,
ist in Bezug auf die in ihm herrschenden Strömungen noch nicht genau
genug bekannt. Wir wissen nur, daß im östlichen Theile desselben eine west-
liche Strömung vorherrscht, welche die Wasser von der asiatischen Küste gegen
Spitzbergen hin und von dort aus durch den Kanal zwischen Island und
Grönland südlich treibt; aus dem westlichen aber soll eine östliche Strömung
durch die Davps Straße herabstreichen, welche sich an der Ostseite der
Insel Neusoundland mit der ersteren vereinigt. Durch die Behringsstraße
fließt das leichtere warme Meereswasser des stillen Oceans in der Richtung
nach Spitzbergen ab, während das schwerere kalte des nördlichen Eismeers,
welches in der Tiefe fließt, durch die submarinen Felsenverbindungen zwischen
Sibirien und Amerika am Abfluß gehindert wird. Es ist möglich, daß der
warme abfließende Stronr die östliche Strömung im amerikanischen Nord-
meere und die westliche Strömung nördlich von Sibirien durch seine Spal-
tung in 2 Arme hervorruft.
b. Das südliche Eismeer, noch kälter als das nördliche, schiebt seine
Eismassen weiter nach dem Aeqnator vor. Unter dem 60? S. B. trifft
der Schiffer bereits große Eisfelder, während man im Sommer Spitzbergen
(800) erreichen kann. Von Strömungen kennt man nur die antark-
tische, welche, durch herrschende Südwcstwinde in den großen Ocean getrieben,
sich vom Südpol zwischen Ncu-Sceland und Amerika nach No. zieht und
zwischen dem 30? und 40? S. Dr. in östlicher Richtung die amerikanische
Küste erreicht, wo sie sich spaltet. Die Cap Hoorner-Strömung fließt um
die Südspitze Amerikas in den atlantischen Ocean. Ter peruanische Strom
eilt mit bedeutender Schnelligkeit die Küsten Ehileö und Perus entlang,
wendet sich dann in der heißen Zone plötzlich nach W. und bildet den 50°
breiten Acquatorialstrom des stillen Oceans.
e. Der stille Ocean hat außer diesen beiden im Osten und im Centrum
*) Man erinnere sich an Franklin's verunglückten Versuch, die 1857 gefundene
nordwestliche Durchfahrt in der amerikanischen Nordsee zu ermitteln, sowie der Drang-
sale, welche die Kapitäne Roß, du Parrry und andere Nordpolfahrer auszustehen
hatten.
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Extrahierte Ortsnamen: Spitzbergen Island Spitzbergen Sibirien Amerika Sibirien Spitzbergen Amerika Amerikas Perus
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einigt die südliche Verbindungsströmung zwischen dem atlantischen und indi-
schen Ocean. Der nördliche Arm eilt rasch an der Mündung des Amazonen-
stroms vorbei, 23 Meilen in einem Tage zurücklegend, dem karaibischen
Meere zu, wo er zwar langsamer weiterstießt, aber durch die entgegentretenden
Land- und Inselküsten zu neuer, rascher Bewegung angetrieben und getheilt
wird. Ein Theil biegt um Cuba und einigt sich südlich von Florida mit
dem Hauptstrom, welcher den mexikanischen Meerbusen durchzieht, und nach-
dem er bedeutend hohe Temperatur angenommen hat, sich zwischen Cuba
und Florida hindurchdrängt, und mit einer Geschwindigkeit von 18 — 20
Meilen als Golfstrom auftritt (S. 361). Dieser Strom warmen Meer-
wassers eilt anfangs nach N., nimmt zu an Breite, und biegt dann nach
No. ab, wo er später von der arktischen Strömung südlich von Neufound-
land aufgehalten, nach O. getrieben und nach den Azoren abgelenkt wird.
Dies geschieht bei der großen Fukus-Bank von Flores und Corvo *), wo
er 150 M. breit ist und noch eine mittlere Temperatur von 19,5 C. hat.
Er erreicht von den Azoren südlich die afrikanische Küste und mündet wieder
in den Aequatorialstrom. Auf seiner östlichen Richtung wird er stets breiter,
aber auch langsamer, und streicht bei den vorherrschenden Sw.-Winden oft
mit seinen warmen Fluthen über den englischen Archipelagus und die nor-
wegische Küste hinaus.
Zu beiden Seiten des Golfstroms befinden sich mehrere Gegenströ-
mungen theils nach West, theils nach Süd; nördlich von ihm aber streicht
die nordatlantische Driftströmung nach O. und So. gegen Europas Küsten,
wo der durch die Anstauung der Gewässer entstehende Rennclsstrom sich in
den biscayischen Golf drängt und von den Küsten zurückgeworfen, an der
französischen entlang gen Irland abweicht, um sich in die vorherrschende
Ostbewegung des Wassers zu verlieren. Aus gleichen Ursachen entsteht auch
die gefährliche afrikanische Strömung zwischen Portugal und den Azoren;
sie braust längs der Nw.-Küste Afrikas hin, geht allmählich in die Guinea-
strömung über und verbindet sich mit dem Aequatorialstrom.
Außer diesen Hauptströmungen gibt es auch noch kleinere. Die Ostsee
hat eine beständige westliche Strömung, stießt nach der Nordsee ab und
kommt mit den herrschenden Sw.-Winden in Streit; die Strömung der
Ostsee rührt wahrscheinlich von der geringen Wasserdampfbildung über ihr
und dem steten Zunehmen durch einmündende Ströme her. Die Ostsee
hat auch den geringsten Salzgehalt und keine Ebbe und Fluth. Die Nord-
see hat nur von den Winden abhängige Strömungen. Das Mittelmeer,
welches rascher verdunstet, erhält Zufluß aus dem atlantischen und aus dem
schwarzen Meere. Durch die Straße von Gibraltar dringt eine Strömung
aus dem atlantischen Ocean, folgt den Krümmungen der nordafrikanischen
Küste, biegt an Syriens versandeter Hafenkitste nach N. um, und einigt
sich zuletzt mit der Strömung, welche durch die Dardanellen ins griechische
Jnselmeer tritt.
Aus der Aufzählung und Beschreibung dieser Strömungen geht sattsam
hervor, daß sie verschiedenen, häufig gleichzeitig wirkenden Ursachen ihre Ent-
stehung zu danken haben, insbesondere aber der Erdrotation, den regelmäßigen
*) Längs des 20° W. L. von Ferro, zwischen 16° und 45° N. B.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Flores W._L._von_Ferro
Extrahierte Ortsnamen: Cuba Florida Cuba Florida Europas Irland Portugal Afrikas Nordsee Syriens